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Wächst in Ihnen auch das Gefühl, dass Sie zunehmend ausgenommen und ausgenutzt werden? Dass Sie nur Ausreden hören, wenn etwas nicht klappt? Ich treffe in meiner Arbeit immer wieder auf dieses Phänomen, das mir in den unterschiedlichsten Konstellationen geschildert wird. Vielleicht ist es an der Zeit, mal klare Kante zu zeigen – und eigene Grenzen zu ziehen.
Mitarbeiter zeigen sich wenig beeindruckt von Kritik, Kunden präsentieren tausend Vorwände, die Geschäftsführung geht über Ihre Grenzen – sogar die lieben Verwandten und Bekannten setzen einfach etwas voraus, das wir gar nicht wollen oder sind. Eine solche Situation ist mehr als unbefriedigend, wir fühlen uns ausgenutzt und ohnmächtig. Höchste Zeit, dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben. Denn Fakt ist: Auf Dauer sind diese Gefühle kontraproduktiv, noch schlimmer, sie machen krank. Doch klar ist auch, ohne Konflikte kommen wir da nicht raus. Hand aufs Herz: Das ist der Punkt, an dem wir verbal auf den Tisch hauen müssen.
Wir haben gelernt, dass wir mit Lob mehr erreichen als mit Kritik oder Strafe – so gehen wir mit unseren Kindern um, so soll auch mit uns umgegangen werden. Ich selbst nehme mich davon nicht aus, musste aber erkennen, dass permanentes Loben die Grenzen verschiebt. Was erwarten wir denn, wenn wir loben? Wir wollen auch gelobt werden, wir sehnen uns also nach Gegenlob, nach Liebe und Anerkennung. Das ist vollkommen menschlich, wir wollen gemocht werden, das tut uns gut. Bringt uns das aber weiter? Wenn Jeder Jedem mitteilt, wie gut er ihn findet – wo bleibt da der Veränderungsdruck?
Wäre es nicht zielführend, hier mal Klartext zu reden? So ganz direkt, frei Schnauze und auf den Punkt. Das tut ungemein gut, das können Sie mir glauben. Vor allem aber hat unser Gegenüber damit auch die Chance, uns besser zu verstehen. Selbst, wenn wir dabei vielleicht – bewusst oder unbewusst – so drastisch sind, dass auf absehbare Zeit an dieser Stelle keine Bäume mehr wachsen: Dann muss es so sein! Es geht um unsere Grenzen: Werden diese überschritten, dann ist ein eindeutiges Stopp-Signal angesagt.
Ja, Menschen werden (zunächst) vielleicht enttäuscht sein und sich abwenden, sie bringen uns nicht mehr diese Achtung und Liebe entgegen. Hier möchte ich sagen: vermeintlich! Denn, was ist das eigentlich für eine Achtung, die nur auf Lob beruht? Bestätigen wir damit nicht die Fehler und Mängel, die uns nerven und gegen die wir angehen müssten? Was sehen die Menschen, die sich bei Kritik abwenden, eigentlich in uns? Und letztendlich: Was sehen wir selbst in uns?
Mahatma Gandhi (1869-1948)
Was ist also die Essenz?
Das Leben ist Veränderung. Wenn wir uns jedoch in einem Konstrukt aus Lob und Gegenlob verfangen, bremsen wir uns und unser Umfeld zwangsläufig aus. Es mag zunächst unangenehm sein, konsequent Grenzen zu ziehen. Doch nur so kann die Erkenntnis reifen. Oft genug weichen die Erwartungen anderer nämlich von dem ab, was wir selbst in uns sehen, was wir eigentlich wollen.
Klarheit ist gefragt: Zunächst sollten wir uns also zu uns selbst bekennen – und eine ehrliche Bestandsaufnahme machen, um an uns zu arbeiten und unseren Grundsätzen treu bleiben zu können. Vermitteln wir diese – und auch unsere Grenzen – authentisch, klar und auch mal mit einem Paukenschlag, kann unser Umfeld uns so wahrnehmen, wie wir wirklich sind und was wir wirklich wollen. Und wir haben die echte Chance, uns im Miteinander weiterzuentwickeln.